Dienstag, 22. September 2015

Das Leben unter "Ozolinis" kleinen Eichen.

Es ist 6:30 Uhr. Auf dem Weg durch den Nebel zum Haupthaus taucht hinter uns plötzlich ein stuppiger Schatten auf, der uns bedrohlich anknurrt. Ich fahre herrum. Ist es ein Bär???
Neee nur der alte Hund. Puh. Aufatmen. 
Die letzen drei Abende haben wir in der Ferne Bären brüllen gehört und mehrmals sind die drei Hunde, nachdem wir lautes Winseln und Jaulen vernommen haben, blutend aus dem Wald zurückgekehrt.

Die 70 Hektar Wald und Wiesen die zum Anwesen unserer Gastgeber gehören, sind größtenteils verwildert. Die Nachbarn in alle Himmelsrichtungen zwischen 1 und 3 Kilometer entfernt.
Doch! Es gibt fließend Wasser, eine echte, warme Dusche, ein WC und als wäre das nicht schon der Himmel für uns: eine Waschmaschiene.
Allerdings dürfen wir nicht kochen. Obwohl unsere Gastgeber nicht viel Erfahrung mit glutenfrei, vegetarisch, ohne Milch haben, halten sie es für unhöflich uns selbst kochen zu lassen. Was schade ist. Eine Woche angebratenes Rührei war mehr als genug.
Trotzdem sind unsere Gastgeber sehr nett und zuvorkommend.

Wir residieren in einer kleinen Hütte, in der es unglaublich nach Pfefferminztee riecht und die über einen eigenen (Sauna-)Ofen verfügt (was super mit der Waschmaschiene harmonierte - abends aufhängen, morgends trocknen.

Auf dem Grundstück befinden sich (mindestens) 3 Seen, von denen der größte mit einem Ruderboot ausgestattet ist, auf dem wir Mittagspause zu machen pflegten.


Da die Schulzeit angefangen hat, musste die Hauptinitiatorin unseres Aufenthaltes leider unter der Woche nach Hause, sodass wir sehr frei arbeiten konnten. Wir haben Wintergetreite mit Hand ausgesäät, Kräuter geerntet, getrocknet und geschnippelt.



Am Wochenende haben wir eine Fahrradtour gemacht...bei der wir uns wie üblich verfahren haben. Da circa 2/3 der lettischen Bevölkerung in den großen Städten wohnt, ist es hier sehr, sehr unberüht, die Natur sehr wild und frei... umso erstaunlicher waren einige Dinge, die uns begegneten.

Private Einfahr..mitten aufm Feld.
Helicopter der Hotels in Annas (nächstes Dorf)

Unsere kurze Woche in "Ozolini" (Name des Hauses - lett. "kleine Eichen") ist nun schon vorrüber und wir sitzen jetzt, nach einer coolen Rallyfahrt über die Lettischen Sandstraßen, im Ecoliner nach Polen. Wir müssen ja unsere Handys abholen und außerdem vermissen wir J. und O., also werden wir nochmal nach Sejny zurückkehren. Und dannach.... *trommelwirbel* ist ja auch schon Danzig mit der Mutti!  

Soweit.
In Liebe
J. & J.

Sonntag, 13. September 2015

Vintage - boote, Basketball und viele,viele Deutsche.


Die Stadt nahm uns erneut in ihre Arme und begrüßte uns mit ströhmendem Regen.
 Das Hotel hatte zum Glück noch was frei, für die nächsten acht Nächte. Nr. 27. Fenster Richtung Zentralmarkt.

Morgends erstmal ausgeschlafen, langsam aufgewacht und noch Kraft gezehrt aus der warmen Dusche des Vorabends .Müsli und Brot gefrühstückt und dann im ströhmenden Regen zum Waschsalon aufgemacht. 
Dort all unsere Wäsche sehr glücklich in eine Miele Maschine gestopft und zwei Stunden später Trocken und Sauber 
wieder abgeholt.
In der Zwischenzeit gebummelt durch verschiedene Secondhandshops und das ein 
oder andere ergattert. Dann Mittagessen für 2.88 € im Asialaden und 
Altstadtbummel.
Wir haben auch versucht uns einer Vintage-Bootfahrt anzuschließen, doch die war uns leider NICHT 18 Euro wert. 
Vintage-Boot

Abendessen und Kaffee, dann Burg und Promenaden-Bummel.
Den Aida-Kreuzfahrern beim ablegen gewunken und mit dem auf dem nächtlichen Zentralmarkt ergatterten Obst glücklich ins Hotel zurück.
Endlich Urlaub.


Es ist zur üblichen Prozedur geworden das J., der morgends immer als erstes wach ist, erstmal
rüber in die "Fleischhalle" (die Halle des Zentralmarktes gegenüber unseres Hotels) geht um 50 cent Kaffee zu kaufen. Geruhsam wird gefühstückt und dann brechen wir in Historische Museum der rigaer Stadtgeschichte und der Navigation auf. Puh! Viel zu lesen...viel Deutsch. Ich glaube es gibt kaum ein Land in Europa das Riga noch nicht unterworfen hatte, naja vielleicht schon. Aber Deutschland, Schweden und Russland waren auf jeden Fall ganz vorne mit dabei.


Als wir lesemüde und hungrig aus dem, am Dom gelegenen, Gebäude traten beschlossen wir heute noch ins "World of Hats", das größte Hutmuseeum DER WELT zu gehen.


Das stellte sich als ganz grandios heraus. Es handelt sich dabei um eine private Sammlung
von allerlei Kopfbedeckungen, die sich über eine vier Zimmerwohnung in einem schäbbigen Hinterhof erstreckt. Sehr nett. Mit Mitmachfaktor!


Das drittgrößte Medizinmuseum war leider etwas enttäuschend, weil leicht in die Jahre gekommen.
Dennoch eine überwältigende Masse an Exponaten und interessanten Relikten die zum Glück heute nicht mehr zum Einsatz kommen. Und das keine Hunde mehr ins All müssen.


Unweit unseres Hotels liegt das Rigaer Ghettomuseum zum Gedenken an die Verbrechen während des Holocaust in Riga und Umgebung. Dort besuchten wir eine sehr gute Ausstellung, ein Haus des Ghettos, sowie die Gedenkstätte in der alten Speicherstadt. Die Stimmung dort ist
durch orginal erhaltenen Stacheldraht und viele Bilder des "Holocaust durch Erschießungen" bedrückend und real. Grade viele der deutschen Touristen sollten sich diesen Ort ansehen...der Eintritt ist übrigends kostenlos.



Weil die Vintagebootfahrer ja 40 Euro von uns haben wollten entschieden wir uns für die billige Variante auf dem sympathischen Schiff "Horizon", welches uns bei unserer ersten Begegnung sofort sympathisch entgegenrülpste.




Das Museum für Fotographie war zwar klein, beschäftigt jedoch die niedlichste Museumsangestellte der Stadt, eine alte Dame, die uns äußerst enthusiastisch die Kamera Obscura erklärte und alles andere auch. Es gab schöne alte und schöne neue Fotos und wir haben viel mitgenommen. Das Museum für dekorative Kunst verfügt über eine große Sammlung Ballkleidung, die insbesondere durch Exponate aus den 1920ern glänzt. Die Geschirr uns Möbelausstellung war uns teilweise zu sehr
"Anti-design", aber das atemberaubende Gebäude hat das wettmachen können.

Am 12. schlossen wir uns der Demonstration zum europaweiten Refugees-Welcome Tag an,
die sehr undynamisch verlief, uns jedoch ins lettische Fehrnsehen brachte.



Heute kam dann ein langersehntes Highlight an die Reihe:
Das Freilichtmuseum!


Auf einem sehr großen Areal besichtigten wir historische Bauten, deren Gärten liebevoll bestellt und die sehr schön eigerichtet waren. Es ist eines der ältesten Museen dieser Art und öffnete bereits vor dem 2. Weltkrieg und überstand diesen glücklicherweise unbeschadet.


für Stefan R.










für die miesi - eine Spinnradmacherei







Morgen fahren wir wahrscheinlich nach Jurmala an den Strand,
und am Dienstag geht es zu neuen Host. Wir sind gespannt.


Mit lieben Grüßen
J & J

Dienstag, 8. September 2015

Zwei Deutsche in Estland.


Da muss man erst 6 Stunden in Tartu auf den Bus nach Riga warten um eine neue Wostok-Sorte zu finden!

 

Warum wir schon wieder aufm Weg nach Riga sind. Na das kam so: 
 

Zum einen war in Säpina an der russisch-estnischen Grenze furchtbares Wetter. Dazu kam das unsere Hosts sich leider einige grobe Schnitzer geleistet haben, uns nicht wie verabredetet von der Bushaltestelle abgeholt haben und auch sonst nicht übermäßig bemüht um uns waren, was zu nachhaltigem Unwohlsein in unsrer zweiköpfigen Reisegruppe geführt hat. Die drei Tage Arbeit die folgten waren mehr als hart und das Gleichgewicht an Arbeit und Freude, das wir von J. und O. gewöhnt waren, stellte sich nicht ein. Stattdessen gruben wir 9 Stunden lang oder schleppten 5 Stunden lang Holz. Zusätzlich arbeiteten wir mit einem sehr unsympathischen Franzosen der hier und da versuchte rassistisch zu werden, wenn er nicht grade in sexistischer Weise versuchte seine heteronomen Geschlechterklisches an uns auszuleben. Nunja. Das Verhälniss zu den Host I. und M. besserte sich zwar, doch unser Vertrauen war erschüttert von den ersten Tagen. So wurde Musik getauscht und eine kleine Session gemacht und dann entschlossen wir uns, eine Woche eher zu fahren und uns Urlaub zu gönnen. Urlaub in Riga.


 Eigentlich ein bisschen schade, denn wir hatten uns sehr auf estnische Seto-Kultur und Musik gefreut und wäre der Franzose nicht gewesen hätte es vielleicht nocheinmal was werden können mit uns. Außerdem war es uns eine helle Freude den Schlafsack mit Miso teilen zu dürfen (siehe Bild)


I. und M.ließen uns dann allerdings auch noch zwei Tage mit dem Franzosen und noch einem anderen worker alleine, sodass wir viel umherliefen in der wirklich sehr schönen wilden Natur. Ich konnte meinen Tierentzug noch etwas mildern in dem ich die Tieraufpasserin spielte. 



Und so verließen wir Estland wieder. Seit gestern sind wir wieder in Riga im selben Hotel wie letztes Mal. Was hier so geht erzähle ich aber ein andermal. Wir sind zumindest froh heil und trocken hier angekommen zu sein,  inzwischen maschinengewaschene Kleidung zu tragen und essen zu können.


Nach Kälte und Nässe in unserem treuen Zelt sehr gut!
Soweit.
Offensichtlich schienen wir hier eh fehl am Platze, denn der Busfahrer (der erstaunlicher Weise Englisch sprach) fragte woher wir den kämen, was wir denn hier verloren hätten. Tja, das wissen wir leider auch nicht. 

Mit lieben Grüßen!
J.j.M und J.R