Sonntag, 14. Juni 2015

Ganz dicht am Leben ist auch oft ganz nah am Tod.

Die kleinsten Organisationseinheiten unseres Körpers, die Zellen, können davon ein Lied singen. Ohne sie, die Energie die sie zur Verfügung stellen, kann der Mensch nicht Leben. Doch ihr Leben, und jenes das sie bedingen, geht einher mit ihrer Nekrose. Der pathologische Untergang der Zellen, der sogenannte programmierte Zelltod gewährleistet dabei maximale Funktionalität. Leben und Tod verschränken sich so in der Basis unserer Existenz. Je größer dieser Zusammenhang sich ausdehnt, je mehr Einheiten, je mehr Individuen das betrifft desto dramatischer scheint diese Entwicklung.

Allzuoft vergessen wir im Leben, das Tod dazugehört. 

Beruflich oder im Alltag "ganz nah am Leben zu sein", mit Lebenwesen und Menschen umzugehen, bedeutet dabei auch immer die Vergänglichkeit nicht zu vergessen, die das Leben kostet und so bewegt man sich auch "ganz nah am Tod".

"Nepal. An accident. Helicopter crash.Then three names that left me sobbing for breath..."
MSF(Ärzte ohne Grenzen) nurse Emma writes about the loss of our three colleagues, Sandeep, Jessica and Raj, in Nepal.

Auch wenn der Tod eine natürliche Sache ist, so muss man schlicht feststellen, dass unsere heutige Gesellschaft in ihrer Destruktivität seinen Eintritt fördert und beschleunigt, Individuen dem programmierten Tod zuführt, ohne dass es notwendig oder gar existenziell wichtig wäre - im Gegenteil. 

Massentierhaltung, der damit einhergehende Fleischkonsum und der Verzehr industriell gewonnener, tierischer Produkte, ist dafür ein gutes Beispiel.


Wir werten Leben unterschiedlich.
Diese Wertung reicht von lebens- und schützenswertem Leben,
 über "lebenswert-aber-bitte-nicht-in-meiner-Nachbarschaft" bis hin zur der Wertung als
 unwertes Leben, das dem Leben Anderer zu dienen hat.


Is(s)t das vereinbar mit demokratischen Grundsätzen
 der Freiheit, der Gleichheit, dem Recht auf Unversehrtheit?


Legt eine der armen Kreaturen, die in Legebatterien ihr Dasein fristen nicht mehr täglich ein Ei, so führt der Betreiber jene der Vernichtung zu.  In der Regel bedeutet das, nach einem Jahr in dreistöckiger, tageslichtloser Haltung, den Schredder bei vollem Bewusstsein.
Die Tiere, denen dieses Schicksal droht, zu retten ist Edel.


 Die Intiative "Rettet das Huhn" übernimmt Legehennen die ausgediehnt haben von Betrieben und vermittelt sie in schlachtfreie, artgerechte Gnadenhaltungen.


Diese Gnade haben die Tiere auch mehr als verdient, denn sie haben mit körperlicher und geistiger Gesundheit für deutschen Konsum zahlen müssen.
So ehrenhaft und gut diese Intiative ist, so betreibt sie dennoch nur Symtomlinderung eines kranken Konsumverhaltens, dass uns zu Monstern gemacht hat.
Leben in so verachtender Weise in die Tonne zu kloppen, spricht Bände über uns Menschen.

Das ist nicht die Freiheit, die ich meine.


 Als wäre das nicht schon mehr als genug, schadet Massentierhaltung dieser Erde, ihrer Biosphäre und Athmosphäre, zerstört ihr natürliches Gleichgewicht und gefährtet so (beispielsweise durch Multiresistente Keime und immensen Wasserverbrauch) auch uns Menschen selbst. 

Das ist nicht das Verantwortungsbewusstsein, dass ich mir wünsche. 
Das ist aggresiv und destruktiv.

Wir leben in einer Zeit, in der ein solches Leid zu produzieren nicht länger nötig wäre. Und dennoch handeln wir mit dem Griff ins "Garantiert alles Bio - Regal" nicht aus Empathie oder echter Überzeugung sondern unter dem Druck der Gesellschaft zu ethisch korrekter Handlung, mit deren Prinzipien sich kaum jemand wirklich auseinandersetzt. Zu Gunsten unseres Gewissens bezahlen wir also zuviel Geld für Biosiegel, deren Realität fernab ist, von wertschätzendem Konsum.

Und das betrifft nicht nur das Ei.


Es betrifft das Steak, das Filet, den Räucheral, die Meeresfrüchte, die Milch, den Honig. 
Sich zu erwehren gegen diese Zustände halte ich aktuell nur durch Boykott, also durch Veganismus oder sehr strengen Konsum tierischer Produkte (nicht aber Fleisch, Fisch) für möglich.


Symtomlinderung verdeckt die Folgen des Problems, verdunkelt Realitäten und verschafft zudem den  Verursachern einen wirtschaftlichen Vorteil.


Doch das Leid und die Kreaturen, die wir zu dem gemacht haben was sie sind, die sind da. 


Und dadurch, durch unser Vernunftbegabung unsere Macht und nicht zuletzt 
unsere Schuld
 ist es unsere Pflicht diesen Tieren einene lebenswerte Umgebung zu geben.
 Denn sie sind nunmal hier. 
Und wir nur Gast auf dieser Welt.
Wir leben in der First Class Superior dieser Welt. Unser Leben ist ein einziger Luxusurlaub.
Solange es notwendig und möglich ist unterstützen wir die Arbeit von "Rettet das Huhn", doch 
ich wünschte sie wäre garnicht notwendig, weil die Quelle dieses unendlichen Leids versiegt..

Ein Leben auf dem Rücken und zu Lasten eines anderen, lebenden, sozialen und intelligenten Lebens, 
ist schlich unethisch und amoralisch. 
In anderen Zusammenhängen hat die kollektive Moral das schon verstanden. Und doch fällt die Translation, mit zunehmender Abstraktion und äußerlicher Fremde, den Meisten äußerst schwer. 
Warum? 
 

Dieses Wesen fühlt.
Dieses Wesen denkt.
Dieses Wesen empfindet Schmerz. 
Dieses Wesen atmet. 
Und wir haben nicht das Recht zu entscheiden, wie lange es das noch tut. 
Über Leben und Tod zu entscheiden, dazu haben wir weder das Recht noch die Fähigkeit. 

Leben und Tod gehören zusammen. Doch es ist unsere Pflicht das Leben zu ehren und 
es zu schützen, es wertzuschätzen und zu bewahren.
Krieg, Fleischindustrie und Kapitalismus tun dies nicht. 
Diese Säulen unserer Welt sollten wir schleunigst überdenken.  

Das ist auch dein Planet, also los! Kümmer dich!


Liebe Grüße 
J.J.M